Zeitzeugin aus der ehemaligen DDR zu Besuch im Deutschunterricht der Klasse 7a
Wie lebt es sich in einem System, das einen sowohl räumlich als auch gedanklich „gefangen“ hält und in dem man von Menschen aus dem nahen Umfeld heimlich beschattet wird?
Bis es Frau Delling 1989 gelungen ist, genau so einem System zu entkommen, lebte sie in der ehemaligen DDR unter solchen Umständen. In bewegender Art und Weise berichtete Frau Delling aus ihrem Leben im Deutschunterricht der Klasse 7a, die sich zuvor mit Grit Poppes Roman „Verraten“ auseinandergesetzt hat.
Auch dort wächst ein Junge in der DDR auf, ist dort jedoch physischer und mentaler Gewalt dieses Systems ausgesetzt, indem er sich unter widrigen Umständen in einem Jugendheim aufhalten muss und zuletzt sogar unter Druck der Stasi seinen eigenen Vater verraten soll. Was im Buch Fiktion ist, machte Frau Delling bei ihrem Besuch nahbar. Sie hat glücklicherweise einen Aufenthalt im Jugendheim nicht erlebt, konnte jedoch mit ihrer Erfahrung ein gutes Bild vom Leben als Schülerin und junge Erwachsene zu dieser Zeit zeichnen. Besonders anschaulich wurden ihre Erzählungen mit originalen Dokumenten, wie einem Mitgliederausweis der Jugendgruppe, dem langjährigen Antrag auf den Führerschein und ein Auto. Besonders beeindruckend war der Einblick in Frau Dellings Stasi-Akte, welcher den SchülerInnen wieder bewusst gemacht hat, wie wichtig unser Gut der Freiheit in allen Bereichen ist und dass wir als Gemeinschaft dafür einstehen müssen, um ein Leben in Freiheit weiterhin zu garantieren.
Yannick Mitzel